Nachdem Burda mit Harper's Bazaar sein Portfolio an
High-Fashion Titeln aufgestockt hat zieht nun auch der Münchner Madame Verlag
nach, und hofft im nächsten Jahr mit den aus Frankreich stammenden
Hochglanz-Gazetten "Numéro" und "Numéro Homme"
Werbeeinnahmen aus dem Luxus-Segment abzucashen.
L'Officiel Hommes, das
Männermodenmagazin, von dem man annehmen darf, dass es während seiner
vierjährigen Präsenz auf dem deutschen Markt nie schwarze Zahlen geschrieben
hat, kickt der Verlag dafür aus seinem Programm.
Warum Verleger Christian Medweth glaubt das
"Numéro Homme" erfolgreicher wirtschaften wird als L'Officiel Hommes,
ist nicht bekannt. "Da wir fest an das Segment hochwertiger Medien
glauben, ist diese Partnerschaft für uns ein strategisch wichtiger Schritt. Die
hohe internationale Glaubwürdigkeit dieser Marke ergänzt unser Portfolio in
idealer Weise" , fabuliert Verlagsgeschäftsführerin Marie-Christine
Dreyfus in einer Pressemitteilung des Hauses. Was sagt sie uns damit? Nichts! Typische
Worthülsen einer Managerin eben. Hauptsache das Wort "strategisch"
taucht dabei mindestens einmal irgendwo auf.
Glaubwürdig und hochwertig war
L'Officel Hommes übrigens auch. Doch kein Schwein hat das hierzulande
interessiert. Wie auch L'Officel Hommes ist Numéro ein Prestigeobjekt, das
Herrn Medweth Geld kosten, aber ihm keines einbringen wird. Ein französischer Titel ist in einem Land, in dem ein Großteil selbst der englischen
Sprache nicht wirklich mächtig ist, per se schon schwierig. Ein französischer Titel,
der sich an Männer richtet, noch viel schwieriger. Ein französischer Titel, der einer
männlichen Leserschaft zudem noch einen avantgardistischen Blick auf Mode, Kunst
und Design aufzwingen will, ist chancenlos.
Auch Numéro wird an der
Verständnislosigkeit deutscher Männer für modische Avantgarde scheitern.
Denn
wer, egal ob Mann oder Frau, kann schon mit Sicherheit sagen, was unter Avantgarde
eigentlich zu verstehen ist? Welche Zielgruppe hat der Verlag also für
"Numéro Homme" im Visier? Natürlich wird in der Debüt-Ausgabe
werbetechnisch erst einmal alles vertreten sein, was in der Welt der
Luxusgüter Rang und Namen hat. Doch die 100 schwulen Stylisten, als fester
Kundenstamm, werden die vier- bis fünfstelligen Anzeigenpreise auf Dauer gegenüber
den Werbetreibenden nicht rechtfertigen können.
L'Officiel Homme musste sich
unter der "Leitung" von seiner früheren "Chefredakteurin"
Lale Aktay in manchen Ausgaben mit gerade mal 12 Anzeigenseiten zufrieden geben.
Darunter auch von lokal ansässigen Einrichtungen. Die Zahl der Anzeigen hat
sich mit Aktays Nachfolger Götz Offergeld zwar vervielfacht, scheint aber
dennoch nicht gewinnbringend gewesen zu sein, wenn das Magazin nun eingestellt
wird.
Madame Verlagseigner Christian
Medweth hat für die Publikation einer
deutschen Version von "Numéro Homme" eine Lizenz von Paul Emmanuel
Reiffers erworben,
dessen Mazarine-Groupe die
Markenrechte an "Numéro Homme" und "Numéro" besitzt und bereits Lizenzen für einen
japanischen, chinesischen und russischen Ableger des Titels vergeben hat.
Möglicherweise getrieben von der Eitelkeit auf Augenhöhe mit Condé Nast mitstinken zu wollen, aber zu mut- und
ideenlos eine eigenes Magazin mit Profil zu entwickeln, setzt Medweth, wie alle anderen deutschen
Verleger auch, auf die Zugkraft eines im Ausland bewährten Titels. Die Zukunft
des Printwesens fühlt sich für mich anders an!