Samstag, 31. Januar 2015

Textet Tillmann Prüfer ohne zu prüfen?




Ist es Abhängigkeit oder Ahnungslosigkeit, dass Tillmann Prüfer eine Kooperation zwischen Marke und Blogger mal wieder in höchsten Tönen überbewertet? In seiner Stilkritik im Zeit Magazin vom 29. Januar dichtet der Modeexperte einem schlichten Turnschuh von Kangaraoos eine gewisse Großartigkeit an. Doch groß scheint nur die seitenfüllende Abbildung des Treters. Der Schuh selbst ist weiß, und...ähm, nun ja, er hat eine rote Schlaufe an der Ferse. 

Seinen Gestaltern, den bloggenden Jungs von Dandy Diary, Carl Haupt und David Roth attestiert Prüfer dennoch wahres Revoluzzertum. Weist ihnen in seinem Text die Rolle der Infragsteller, Umwerter und Punks zu. Schließlich halte Dandy Diary mit seinen "rüpelhaften" Aktionen dem Modebetrieb einen Spiegel vor, so der Autor. In ihren Handlungen (Fashion-Porno, Nacktflitzer bei einer Modenschau von Dolce & Gabbana) will er gar eine tieferliegende Wahrheit sehen. Dandy Diary sei die enttäuschte Liebe zweier Provokateure. Enttäuscht darüber, dass der Mode alles "wurschtegal" ist. Zum Beispiel die Art wie Kleidung produziert wird.  Aber auch dass auf den Schauen zunehmend "klein gedachte" Entwürfe gezeigt würden, dass Designer nur noch Mode machen, die Kunden auch tatsächlich tragen wollen. 

Dass insbesondere an zuletzt genanntem Punkt nichts falsch ist, weiß auch Prüfer. Doch benötigt er diese Auflistung als Überleitung zur eigentlichen Nachricht, dem von Haupt und Roth gestalteten Sneaker für Kangaroos. Wo und zu welchen Bedingungen dieser hergestellt wurde bleibt unerwähnt. Warum das Modell eine ganze Seite im Zeit Magazin wert ist ebenfalls. Dass der Preis von 360 Euro alles andere als Punk ist, ist dann auch schon fast egal. PR-Mann Roland Hoffman, der in Deutschland die Pressarbeit für die Marke Kangaroos verantwortet, dürfte sich jedenfalls freuen. Als Dandy Diarys Nacktflitzer 2013 die Dolce & Gabbana Show störte, tat er dies in Schuhen von Kangaroos, wie Hoffmann einen Tag später in einer eilig verfassten Rundmail an Pressevertreter wissen ließ. 

Ob Dandy Diary wohl damals schon Geld von dem deutsch-amerikanischen Schuhhersteller kassierten, oder ob dieser erst nach der Aktion auf die beiden aufmerksam wurde? "Die Mode ist in einer schwierigen Lage" schreibt Prüfer zu Beginn seiner Lobhudelei, ohne dies weiter zu verifizieren. Wenn sie das wirklich ist, dann vielleicht auch wegen solch einseitiger Berichterstattung in eigentlichen Leitmedien wie dem Zeit Magazin.